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und versetzte ihr mit dem Beile einen scharfen Hieb auf den Kopf. Sie fiel sogleich zu Boden, und ich hielt sie zwar nicht für todt, jedoch für betäubt und unschädlich. Ich hatte auch gerade nicht die Absicht, sie zu tödten, und deshalb hieb ich auch nicht von oben gerade herunter, sondern von der Seite. Ich ging nun wieder rasch in das Schlafzimmer des Bischofs. So eben stand er von seinem Stuhle auf. Er sagte zu mir, als ich ihn an den Kragen seines Schlafpelzes faßte, mit zitternder Stimme: „Mensch, was bewegt Euch zu einer solchen That? von wo sind Sie?“ Ich sagte darauf: „das geht Sie nichts an; ich verlange nur Geld.“ Darauf trat er an seinen Secretair, nahm aus einer Schublade etwas Geld und gab mir solches. Es schienen mir 2 Thalerstücke und ein Guldenstück zu sein. Ich steckte es in die Brusttasche meines Rockes und sagte: „das ist noch nichts;“ er erwiederte: „ich werde Ihnen mehr geben;“ und gab mir Geld in Papier gewickelt. Auch dieses steckte ich in dieselbe Tasche und sagte: „auch Goldgeld müssen Sie mir geben.“ Der Bischof nahm einen grünseidenen Beutel, reichte mir solchen und sagte: „da ist auch etwas Gold darin.“ Auch diesen Beutel steckte ich in dieselbe Tasche und sagte: „auch die Dose und die Uhr will ich haben.“ Der Bischof reichte mir nun die goldene Dose und goldene Uhr. Auch diese Gegenstände steckte ich in dieselbe Tasche und sagte: „ich muß noch mehr Geld haben.“ Hierauf sagte der Bischof: „eine Rolle mit 50 Rthlr. kann ich Ihnen noch geben;“ ging an eine Kommode, zog eine Schublade auf, und gab mir eine Rolle mit Thalerstücken. Ich steckte diese Rolle in meine hintere Rocktasche und sagte: „nun seien Sie so gut und leuchten Sie mir herunter.“ Während der Bischof den Wachsstock anzündete, sah ich durch die Thür, daß die Pf. jetzt wieder aufrecht stand. Als ich hörte, daß sie etwas sprach, ich glaube die Worte: „Excellenz, kommen Sie doch!“ – trat ich rasch auf die Pf. zu, und versetzte ihr zwei Hiebe mit dem scharfen Beile auf den Kopf. Sie stürzte davon nieder. Ich ging wieder in das Schlafzimmer, woselbst ich den Bischof mit dem Anzünden des Wachsstockes beschäftigt fand. Ich sagte zu ihm: „geben Sie her, ich werde anstecken;“ doch in diesem Augenblicke brannte der Wachsstock schon und der Bischof sagte zu mir: „was haben Sie in jener Stube gethan? thun Sie doch meiner Rosalie nichts mehr!“ worauf ich erwiederte: „nein, nein.“ – Während wir nach der Thür gingen, faßte der Bischof mich beim Unterarm und sagte, fortfahrend in seiner früheren Bitte:

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)