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Schnaps trank und dann sich auf Umwegen auf den Domberg begab etc.

„Vor der Hofpforte – fuhr Inquisit fort – setzte ich mir die Larve auf etc. Die Hausthür war verschlossen und ich schlug mit der Hand 2 bis 3 Male stark auf den Drücker. Als Niemand kam, ging ich an die Ecke des Hauses, um zu sehen, ob nicht etwa ein zurückgebliebener Bedienter mich überfalle. Ich nahm freilich an, daß der Bischof immer in der letzten Stunde der 40stündigen Andacht seine sämmtlichen Dienstboten in die Kirche schicke und diese Voraussetzung machte mich so dreist. Als ich nun mich überzeugte, daß Alles still war, kam mir auf einmal der Gedanke, mich rasch davon zu machen und den ganzen Plan aufzugeben. Dieser Gedanke haftete jedoch nur einen Augenblick bei mir, und ich kam auf meinen früheren Entschluß wieder zurück. Ich klopfte jetzt heftig an das Fenster der Gesindestube und nun hörte ich schlarrende Tritte. Die Hausthür wurde von innen geöffnet und ich trat rasch hinein. Es war dunkel etc., doch konnte ich annehmen, daß die alte Haushälterin vor mir stände. Ich fragte sie, ob die Excellenz zu Hause sei? und sie antwortete: ja! Ich sagte nun zu ihr: „das Geld her, oder es ist Ihr Tod!“ Sie erwiederte darauf: „ja, erst Geld haben!“ Ich sagte nun: „von Haben ist hier nicht die Rede, nur nicht lange gefackelt (gezögert)“. Sie erwiederte darauf: „das Geld ist alles oben.“ Mit diesen Worten zog sie sich zurück in die Gesindestube. Ich aber folgte ihr rasch nach, und ergriff sie mit der Linken an der Schulter mit den Worten: „fackele Sie nicht lange, sondern schaffe Sie Geld!“ Sie erklärte nochmals, daß das Geld alles oben sei, worauf ich sagte: „nun, dann komme Sie herauf.“ Sie ging nach der Treppe und diese hinauf. Schon unten ließ ich ihre Schulter los und faßte sie hinten am Rocke, indem ich ihr nachging. Oben gingen wir durch das Vorzimmer in das Wohnzimmer, und von da bis in die Thür, welche zum Schlafzimmer führt. In dem Schlafzimmer sah ich den Bischof an dem Tische sitzen, er las bei einer Lampe in einem Buche. Die Haushälterin sagte: „Excellenz, hier ist Jemand, der Geld verlangt.“ Ich schob nun sie von der Thür bis zum Tische, folgte ihr und sagte zum Bischof: „ja, ja; so ist es wirklich, ich verlange Geld.“ Als ich dieses gesagt hatte, zog sich die Pf. rasch durch die Thür in das Wohnzimmer zurück und eilte nach der Thür. Ich verfolgte sie, stieß sie mit der linken Hand von der Thür zurück,

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)