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wollte ich es annehmen, wenn ich im Kartenspiel gewönne, als ein mißbilligendes, wenn ich verlöre. Ich spielte am ersten, zweiten und dritten Weihnachtstage und verlor an jedem Tage. Da dachte ich, das Spiel selbst ist ein Teufelsspiel und darin kann Gott mir kein Zeichen geben. Auch am Neujahrstage spielte ich und verlor abermals. Ich nahm mir nun vor, Sonntag während der letzten Andachtsstunden in die Kirche zu gehen und dort das Zeichen Gottes zu erwarten. Ich ging daher den 3. Januar um 4 Uhr in die Pfarrkirche und dachte: wenn ich die Kirche wieder verlasse und mir außer der Kirche zuerst ein Mann begegne, so sei dieses ein Zeichen Gottes, daß ich die That ausführen, wenn mir aber ein Frauenzimmer begegne, daß ich die That unterlassen solle. Um 5 Uhr verließ ich die Kirche und der erste, der mir auf der Straße begegnete, war eine Mannsperson. Ich glaubte nun wirklich, dieses sei ein Zeichen Gottes und mein Entschluß stand nun fest. Schon Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr hatte ich mir zu Hause eine Larve gemacht, und solche in meine Tasche gesteckt. Aus der Kirche ging ich zu meinem Meister und bat die Ehefrau desselben um 15 Sgr. Ich konnte nicht wissen, ob mir mein Vorhaben auch gelingen würde und auf diesen Fall wollte ich mich doch mit Gelde versehen, um an diesem Abende Solo zu spielen. Etwa um halb 6 Uhr ging ich nach Hause. Ich ging unruhig und abermals unentschlossen in der Stube auf und ab. Es wurde zur letzten Andachtsstunde geklingelt und die Leute gingen zur Kirche. Ich trat an’s Fenster und dachte nochmals: wenn zuerst eine Mannsperson vorbeigehen würde, dann wolle ich die That ausführen, käme aber zuerst ein Frauenzimmer, dann wolle ich sie unterlassen. Es kam eine Mannsperson, dann kamen zwei und hinter diesen noch eine Mannsperson. Nun war ich entschlossen; doch einige Augenblicke nachher stiegen mir wieder Zweifel auf, und ich beschloß endlich, indem ich nach dem Monde sah, wenn bis ¼ auf 7 Uhr der Mond mindestens dreimal durch Wolken verdunkelt würde, die That auszuführen, gegentheils sie zu unterlassen. Ich beobachtete den Mond, es zogen Wolken über denselben, er wurde viermal verdunkelt, und noch hatte es nicht ¼ auf 7 geschlagen. Die Glocke schlug ¼, und ich ging.“

Als er jetzt die Wohnstube seiner Eltern verließ, holte er sich das Beil derselben und verbarg es unter seinem Oberrock. Er ging zuerst in einen Branntweinsladen, wo er für 6 Pf.

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)