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Grundsätzen der Religion ist der Tod Versetzung in einen besseren Zustand und nach diesen Grundsätzen ist daher der Tod nicht Strafe, sondern Belohnung, oder jener Grundsatz der Religion ist falsch. Auf die Todesart selbst kann es nicht ankommen, denn schon ein heftiger Zahnschmerz ist empfindlicher als der Todesstreich.“

Das Tribunal des Königreichs Preußen zu Königsberg bestätigte dies Erkenntniß. Noch bevor dies Urtheil zweiter Instanz ausgefertigt war, erklärte Inquisit aus eignem Antrieb, daß er sein Geständniß vervollständigen wolle, und gab in Gegenwart seines Defensors an: „ich habe in meinen früheren Verhören stets behauptet, daß ich nicht die Absicht gehabt, den Bischof und dessen Haushälterin zu ermorden. Ich muß jedoch bekennen, daß ich nur, um mein Verbrechen zu beschönigen, die Absicht des Mordes früher bestritten habe, und daß ich wirklich die Absicht hatte, beide Personen zu ermorden. Die Haupttriebfeder meines Verbrechens war allerdings die Absicht, den Bischof zu berauben; dies hätte ich freilich ausführen können, ohne ihn und seine Haushälterin zu erschlagen, denn beide waren alte und schwache Personen etc. Doch der Haß gegen Beide war so tief eingewurzelt in mir, daß ich sie bei dieser Gelegenheit von der Welt schaffen wollte. Die Veranlassungen zu diesem Hasse habe ich schon angegeben und könnte noch viele Dinge erzählen, die mich gegen Beide erbitterten, doch sind dieses lauter kleinliche Gegenstände, die nur auf mich einen so üblen Eindruck machten, einem jeden Andern aber ganz unbedeutend erscheinen müssen etc. Schon lange trug ich mich mit dem Gedanken herum, den Bischof zu berauben und zu ermorden. Am Neujahrstage hörte ich erzählen, daß er 8000 Rthlr. durch die Post erhalten habe, und nun wurde der Entschluß, ihn zu ermorden und zu berauben, in mir fest, und ich führte ihn drei Tage darauf aus. Die näheren Umstände der That habe ich im Ganzen der Wahrheit gemäß vorgetragen, und nur Folgendes daran zu ändern: ich riß mir die Larve schon damals vom Gesicht, als ich der Pf. den ersten Hieb mit dem Beil versetzte, und trat nun ohne Larve an den Bischof und verlangte Geld von ihm. Ich glaube wohl, daß der Bischof mich erkannt hat, doch ließ er dieses sich nicht merken. Die Larve nahm ich nur deshalb vor das Gesicht, damit mich der Bischof nicht gleich auf den ersten Blick erkennen sollte, denn ich fürchtete, daß er, mich erkennend, gleich aufschreien und dadurch vielleicht Menschen herbeiziehen könnte. Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß er mit der Haushälterin allein im Hause war,

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)