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wäre. Leider hatte er aber seine Charakterstärke nicht, wie er als sittlich freies Wesen vermocht, dazu angewendet, den Versuchungen und seinen Leidenschaften zu widerstehen, und dadurch, daß er ihnen ungezügelt nachgegeben, war er schon jetzt mehr als die Meisten dazu geeignet, einen verbrecherischen Gedanken zu fassen und auszuführen. Er hatte jedoch auch jetzt seine volle Willensfreiheit, und konnte mit Ueberlegung zwischen Bösem und Gutem wählen. Die göttlichen und die menschlichen Gesetze, welche Diebstahl und Blutvergießen verbieten, waren ihm wohlbekannt.

Noch im August 1840 wendete er sich in einer Supplic an des Königs Majestät mit der Bitte, im Militair oder sonst angestellt zu werden. Er setzte dabei die Ehrfurcht so weit bei Seite, daß er zugleich unziemliche Aeußerungen gegen die katholische Geistlichkeit einfließen ließ, unterschied aber sehr gut zwischen Recht und Unrecht, indem er darin seine Drohbriefe, als deren Verfasser er sich zugleich bekannte, als ein „elendes Mittel“ bezeichnete und selbst hinzufügte, „bei dem Schreiben derselben wäre er auf Geld für sich bedacht gewesen.“ In einer zweiten Supplic vom 10. September bat er um ein Geschenk von 100 Rthlr. Er befand sich in gar keiner drückenden Noth. Er sagt selbst in dieser Supplic: „ich stehe zwar nicht in ganz dürftigen, aber doch gehaltenen Umständen.“ – Alles, was er in seinem Stande brauchte, erwarb er sich oder erhielt es von seinen Eltern.

Als nun alle jene Mittel nicht das gehoffte Resultat hatten, und er keinen andern Weg mehr sah, sich rasch und ohne ausdauernde Anstrengung Geld zu erwerben, verfiel er auf den Gedanken, durch Raub und Mord zum Ziele zu gelangen. Monate lang trug er den Gedanken bei sich, überlegte die Gelegenheit, so wie die Mittel auf das Besonnenste, und führte das Verbrechen alsdann mit Schlauigkeit und Verwegenheit aus.

Als ein elender Versuch, das Schimpfliche seiner That zu verbergen, ist es zu betrachten, wenn er sich jetzt bemühet, sie so darzustellen, als wenn er geglaubt, einer höheren Fügung folgen zu müssen. Er geht in seinen gotteslästerlichen Aeußerungen so weit, daß er geradezu sagt: „ich habe in der Bibel gelesen, daß Judith den Holofernes tödtete, und daß ihr diese That nicht als Verbrechen angerechnet wurde; und noch einige andere ähnliche Geschichten; und da ich noch obendrein das von Gott erbetene Zeichen der Billigung erhalten hatte, fühlte ich mich völlig beruhigt.“

Man kann als richtig zugeben, daß Inquisit, bevor er zur

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)