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gleichfalls stark blutend und in einem bewußtlosen Zustande, in welchem sie am 5. Tage verschied etc. etc.

Als die Nachricht von dem entsetzlichen Vorgang sich in Frauenburg verbreitete, bezeichnete die allgemeine Stimme den Schneidergesellen Rudolph Kühnapfel als Thäter, weil er – durch seinen Haß gegen die katholische Geistlichkeit in Frauenburg bekannt und verdächtig, früher Droh- und Brandbriefe geschrieben zu haben – für einen Menschen gehalten wurde, zu dem man sich der That versehen könne. Noch am späten Abende desselben Tages wurde er deshalb vorgeladen, jedoch alsbald wieder entlassen, da an seinen Kleidungsstücken keine Blutflecke wahrgenommen wurden, und bestimmte Verdachtsgründe fehlten. Am folgenden Morgen entdeckte man indessen in dem bischöflichen Wohnzimmer eine von grober Leinwand gefertigte Gesichtslarve mit einem angenähten, gleich einem Barte herabhängenden Stücke braunen Kattuns. Ganz ähnlicher wurde bei einer an demselben Vormittag angestellten Haussuchung in der Kühnapfelschen Wohnung gefunden, wie auch ein Beil, welches, obwohl frisch abgewaschen, doch noch Blutspuren an sich trug. Jetzt ward Rudolph Kühnapfel verhaftet. – Der Verdacht verstärkte sich gegen ihn, als am 6. Jan. in seiner Schlafkammer in einer Oeffnung der Wand eine goldene Uhr, eine goldene Dose, eine Rolle von 55 Thalerstücken, eine grünseidene Börse mit 6 Gold- und 3 russischen Silbermünzen, so wie auch einigem preußischen Silbergeld gefunden, und sowohl die Uhr, als auch die Dose und die Geldbörse für das Eigenthum des erschlagenen Bischofs erkannt wurden. – Der Verdächtige legte sich aufs Leugnen.

Auf die erste in Berlin eingegangene Nachricht war durch das Königl. Ministerium der Polizei im Einverständnisse mit dem Justizminister der Polizeirath Duncker von Berlin nach Frauenburg abgesendet worden, um zur Ermittelung der Thäter möglichst mitzuwirken. Dieser traf am 9. Jan. Abends in Frauenburg ein und begab sich, nach genommener Rücksprache mit dem Inquirenten und Information aus den Acten, am folgenden Morgen in das Gefängniß des K., um denselben zu dem Geständnisse seiner Schuld zu bewegen. Auch hier trotzte K. lange den eindringlichsten Ermahnungen zur Wahrheit, bis es endlich, nach einer beinahe sechsstündigen Unterredung dem Polizeirath Duncker doch gelang, „sein Felsenherz siegreich zu bekämpfen“, und nun von ihm ein umständliches Bekenntniß des begangenen Verbrechens

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)