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Seine Unzufriedenheit bezog sich, näher betrachtet, offenbar gar nicht auf die Dogmen der katholischen Kirche; sie war, wie man auf das Deutlichste erkennt, lediglich gegen den Wohlstand der katholischen Geistlichkeit in Frauenburg gerichtet. Eigennutz und Habsucht, gepaart mit neidischer Mißgunst, daß ihm nicht ein gleicher Wohlstand beschieden sei, lagen zweifellos zum Grunde,

Dies ergiebt sich aus den Brand- und Drohbriefen, die er geschrieben hat, und mit denen er nicht allein die Domherren, sondern auch gleichfalls den nicht unbemittelten Rathmann W. belästigte. So suchte er im Jahre 1836 von dem damaligen Domherren G. 87 Rthlr. und ein anderes Mal 137 Rthlr., später auch von dem Rathmann W. die Zahlung von 87 Rthlr. zu erpressen, indem er namentlich in dem Briefe vom 20. Januar 1837 die Drohung hinzufügte: „wenn diese Zahlung nicht geschieht, lasse ich das Rothe hausen, und koste es gleich mein Leben auf dem Rabensteine.“ – Sein Wunsch Geld zu erhalten wurde nicht befriedigt, und gerade hierdurch gerieth er in noch größere Erbitterung wider die Geistlichkeit, deren Wohlstand er beneidete. In einem Briefe vom 24. April 1837 forderte er nun eine allgemeine Vertheilung des den Domherren zugehörigen Landes unter sämmtliche Bürger der Stadt; „geschähe dies nicht, so wolle er das Pfaffengut zerstören, und dann einen schwereren Tod sterben, als Simson.“ – In einem Drohbriefe vom 22. October ejd. verlangte er indessen von Neuem Geld, von einigen Einwohnern der Stadt 52, von den Domherren 700 Friedrichsd’or. – Wie viel in diesen Drohbriefen ernstlich gemeint war, kann hier unentschieden bleiben. Sie zeigen jedenfalls, mit welchen Gedanken sich Inquisit beschäftigte, daß die Habsucht in ihm immer mehr um sich griff. Die Nichtbefriedigung der Letzteren steigerte seine Erbitterung gegen die Geistlichkeit, und er scheuete sich selbst nicht mehr, diese Erbitterung durch die unehrerbietigsten und rohesten Aeußerungen kund zu geben.

Noch mehr auf Täuschung seiner selbst oder Anderer ist es aber ferner abgesehen, wenn er jetzt insbesondere auch einen Haß gegen den Bischof von Hatten und einigermaßen selbst wider die Wirthschafterin affectirt und Gründe für einen solchen Haß aufzustellen sucht. Denn Alles, was er darüber hat anführen können, beschränkt sich darauf: „der Bischof habe einst gegen seine Schwester geäußert, daß ihre Eltern in den ersten Jahren ihrer Ehe sehr

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)