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Man erkennt hieraus, wie das Gemüth des Knaben schon damals verwildert, dem bösesten Vorsatze Raum gab.

etc. Als seine Mitschüler sich beriethen, ihrem Lehrer einen Possen zu spielen, schlug er vor, die Trompete, welche der Lehrer gewöhnlich in der Kirche blies, am Mundstücke mit Gift zu bestreichen. Man beschloß Fliegenschwamm zu wählen; und wenn gleich der Plan nicht zur Ausführung kam, zeigte sich doch auch in diesem Vorschlage seine raffinirte Bosheit.

Gegen das Handwerk des Schneiders hatte er früh einen Widerwillen etc. Zwischen Vater und Sohn kam es deshalb zu immer heftigeren Auftritten. Der Sohn war nicht nur unwillig, weil er bei dem verhaßten Handwerk bleiben mußte, sondern auch darüber aufgebracht, daß sein Vater ihm keinen Wochenlohn und nach seiner Meinung nicht genug Geld zur Verwendung für sein Vergnügen gab. Vergnügungs- und Geldsucht traten damals zuerst stärker hervor.

Seine Leidenschaftlichkeit erreichte mittlerweile einen außerordentlich hohen Grad. Des Nachts konnte er vor Aufregung nicht schlafen. Er lief Stunden lang in der Nacht in Stadt und Umgegend herum. Am Tage war er ermattet und zur Arbeit unbrauchbar. Man hielt ihn für krank. Als man ihm aber die Ader schlagen wollte, drohte er mit gewaltsamer Widersetzlichkeit, konnte nur durch die Uebermacht überwältigt werden und biß selbst den Wundarzt in die Hand. Man mußte ihn wie einen Tobsüchtigen behandeln, dennoch versichert er jetzt, daß er seine völlige Ueberlegung besessen habe, und man kann ihm dies – wenn er auch vielleicht körperlich krankhaft afficirt war – wohl glauben, da er so genau die kleinsten Details während seines damaligen Zustandes anzugeben gewußt hat. Hiernach war auch jene anscheinende Tobsucht, die durch Anwendung der Zwangsjacke gehemmt werden mußte, vornehmlich nur der stärkste Ausbruch einer ungezähmten Leidenschaftlichkeit, deren Besiegung jedoch keineswegs außer den Grenzen seiner Macht lag. Er sagt selbst: „ich mußte wohl in meinem Toben nachlassen, denn ich überzeugte mich, daß dieses das einzige Mittel sei, mich von der Jacke zu befreien.“

Noch charakteristischer ist es, wie nach seiner Entlassung aus der ärztlichen Behandlung seine wieder hervortretende Wuth und Leidenschaftlichkeit gebändigt wurden. Seine Eltern riefen bei einem Ausbruche der letztern den Brauer Kr. zu Hülfe. Dieser, ein starker Mann, hieb ihm mit einem Säbel über den Arm,

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)