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etc. Ich trug mich mit meinem Plane seit dem October, und wenn mir auch bisweilen einfiel, daß bei meiner mir selbst sehr wohlbekannten Leidenschaftlichkeit ein Unglück dabei vorfallen könnte, so gab ich doch nicht meinen Plan auf. Ein paar Wochen vor der That entschloß ich mich, wenn ich bei der That ertappt würde, Alles niederzumachen, was sich mir widersetzen sollte etc. – Ich habe allerdings daran gedacht, daß sich mir Widerstand entgegensetzen könnte, und war daher entschlossen, alle möglichen Mittel zu gebrauchen, um diesem Widerstande entgegen zu wirken.“

Hiernach dachte Inquisit schon seit mehren Wochen an Mord. Er wollte ihn nur nicht ausführen, wenn er zu seinem Zwecke, einer reichen Beute, ohne Mord gelangen könnte. Selten giebt es aber auch so entmenschte Wesen, daß sie den Mord als Selbstzweck verfolgen. Beinahe immer liegt die Befriedigung einer andern Leidenschaft, bei dem Raubmorde, die der Habgier zum Grunde; und es ist deshalb natürlich, daß fast jeder Raubmörder den Mord nur für den Fall will, wenn er das fremde Gut nicht ohne Blutvergießen erlangen oder sicher behalten kann.

In solcher Gedanken-Richtung nahm Inquisit einerseits die gefertigte Larve mit, um sein Gesicht zu verhüllen; einen Tuchstreifen, um zur Sicherung seiner Flucht den Bischof und die Haushälterin zu binden. Andrerseits nahm er aber auch für den Fall, daß nur durch Mord der Raub erkauft werden könnte, das Beil mit – das Beil, welches er schon Wochen vorher zu diesem Zwecke ausersehen und sogar zu verstecken die Absicht gehabt, von dem er schon früher geglaubt hatte, daß er es vielleicht „wegen eintretender Umstände“ nach der That würde wegwerfen müssen. Der Knittel, den er sich zugerichtet hatte, als das Beil zufällig verschwunden war, würde offenbar ausgereicht haben, wenn es ihm nur darauf ankam, die beiden altersschwachen Greise nur durch Drohungen zu erschrecken, und auf diese Art zu überwältigen. Dessenungeachtet zog er das Beil, sobald er es am 1. Jan. wieder entdeckte, vor; zum sichersten Beweise, daß er auch zugleich zu einem blutigen Werke gerüstet sein wollte.

Wer aber Wochen lang den Gedanken mit sich trägt und überlegt, in dem Falle, wenn ein Raub nicht anders, als durch Tödtung vollzogen oder gesichert werden könne, die ihm gefährliche Person auch zu erschlagen – von Dem steht es juristisch fest, daß

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)