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allgemeine Auferstehung verstanden werden kann, daher auch nur die Zukunft des HErrn zum Jüngsten Gericht; und daher muß auch die Entrückung, von der hier die Rede ist, verlegt werden an das Ende. Dies geht deutlich hervor aus Vs. 13: Die Christen sollen nicht traurig sein wegen des Geschickes der von ihnen durch den Tod Hinweggenommenen. Sie würden in dieser ihrer Trauer denen gleichen, welche dem Tod hoffnungslos gegenüberstehen, d. h. den Heiden würden sie gleichen, die sich nach dem Tod nur ein schattenhaftes Fortleben der Verstorbenen denken konnten. Aber so verhält sich’s mit den verstorbenen Christen nicht, denn so gut und so gewiß JEsus selber nach dem Tod wieder eine Auferstehung erlebt hat, sagt der 14. Vs., so gewiß werden auch die in Ihm Entschlafenen eine solche wieder erleben. Für die auf die Zukunft des HErrn Überbleibenden verstand es sich gewissermaßen von selber, daß der wiederkehrende HErr sich ihrer würde annehmen und sie in seine Gemeinschaft aufnehmen, Joh. 14, 3. Aber, wie gesagt: die Lage der Verstorbenen gab noch Ursache zu fragen. Wir sehen, daß der Apostel den Thessalonichern gegenüber die Wahrheit der Auferstehung von einem anderen Gesichtspunkt aus betonen mußte als fünf Jahre später, 1. Kor. 15, den Korinthern gegenüber. Die Korinther wußten den Trost und den Wert der Auferstehung für das ganze christliche Leben in ihrem philosophischen Dünkel nicht zu schätzen; umgekehrt waren die Thessalonicher des Trostes, der für alle Christen in der Gewißheit der Auferstehung liegt, recht bedürftig. Es kam ihnen gar nicht darauf an, mit welchen künftigen Ereignissen die Auferstehung ihrer Toten verbunden sei; sie wußten ja auch nichts von einer ersten und zweiten Auferstehung, wie sie auch von einer ersten und zweiten Wiederkunft des HErrn noch keine klare Vorstellung dürften gehabt haben. Ihnen lag vor allem daran, die Gewißheit zu haben, daß ihre Toten auferstünden, um aus dem Zustand der Hoffnungslosigkeit, wie er die Heiden, wenn sie an ihre Verstorbenen denken, kennzeichnet, herausgehoben zu werden.

 Nach dem Zusammenhang haben wir also die allgemeine Auferstehung am Ende der Welt hier zu verstehen, und so fällt auch die Entrückung an das Ende der Welt.

 Die sogenannte historische Auslegung der Schrift, die ja sonst ihre nicht geringen Verdienste hat, hat in unsrer Stelle etwas in den Text hineingelesen, statt daß sie sich von dem Text hätte leiten lassen; sie meinte, es habe den Thessalonichern bezüglich ihrer Toten

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Martin Deinzer: Die Entrückung. Verlag des Missionshauses, Neuendettelsau 1917, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deinzer_Die_Entr%C3%BCckung_04.png&oldid=- (Version vom 30.6.2016)