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werden, was soll werden?“ Seele und Sinne schrien es ihr die ganze Nacht. Wie fand sie sich zurecht in dem Labyrinth ihres Lebens? Wo war der Ariadnefaden, der sie hinausführte aus der Nacht der dunklen Gewalten in das helle, reine Licht des Tages. Tränenüberströmt lag sie auf ihren Kissen. Von drunten drang Tanzmusik, von allen Seiten hauchte zärtliches Geflüster. Die Luft war wie durchsetzt mit Wollust. Was alles hatte Boris gesagt? Und worüber Margots zynisches Lächeln? Hatten sie nicht beide recht? Wozu gab uns Gott die Sinne, wenn wir sie nicht gebrauchen sollen? War’s aber nicht eine tödliche Sünde, die körperliche Hingabe, ohne Seelenliebe, die körperliche Hingabe ohne „obrigkeitliche Genehmigung“ der Ehe? Wo aber ist die Grenze zwischen Seele und Sinnen? Spielt nicht eins ins andere hinüber? Liebte sie Boris vielleicht ebenso mit der Seele? Verstand er sie nicht in allem? Erriet er nicht all ihre Gedanken? Aber hatte er sie nicht vielleicht verraten und ausgeliefert? Zum erstenmal dämmerte die Ahnung dieser furchtbaren Möglichkeit in ihrer

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Hermione von Preuschen: Yoshiwara., Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Yoshiwara_Preuschen_Hermione_von.djvu/066&oldid=- (Version vom 17.8.2016)