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Sekunde (unterhalb) springt. Diese Schichtgrenze hat man bisher meist mit der Unterseite der Kontinentalschollen identifiziert, wie schon die Übereinstimmung der Tiefe mit dem von Heiskanen aus den Schweremessungen abgeleiteten Wert der Schollendicke nahelegt[1]. Es scheint allerdings, als ob diese Auffassung heute nicht mehr aufrechtgehalten werden kann, sondern als Schollendicke nur etwa der halbe Wert in Betracht kommt, während die genannte Schichtgrenze bereits einer weiteren Unterteilung des Substratums entspricht. Diese Schichtgrenze fehlt aber ganz im Bereich des Pazifischen Ozeans. Hier findet man schon in den oberflächlichen Schichten eine Geschwindigkeit der Erdbebenwellen, die fast der oben genannten im Untergrunde gleich ist, nämlich 7 km pro Sekunde für die Longitudinalwellen und 3,8 km pro Sekunde für die Transversalwellen (für die Oberflächenschichten der Kontinente lauten diese Zahlen dagegen 53/4 und 3,2 km pro Sekunde). Diese Zahlen haben nur die eine mögliche Deutung, daß nämlich die obersten Schichten, die unter den Kontinentaltafeln bis 60 km Tiefe herabreichen, im Pazifik fehlen.

     Wie zu erwarten, zeigte auch die Geschwindigkeit der Oberflächenwellen, die ja gleichfalls eine Materialkonstante ist, einen entsprechenden Unterschied zwischen dem Tiefseeboden und den Kontinentalschollen. Dies kann heute als feststehende Tatsache gelten, nachdem es unabhängig von fünf verschiedenen Forschern festgestellt wurde. So fand Tams [46] 1921 aus einer Auswahl besonders klarer Registrierungen die folgenden Geschwindigkeiten der Oberflächenwellen:

1. Tiefsee. Anzahl
Kaliforn. Beben, 18. April 1906 v = 3,847 ± 0,045 km/sec 9
Kolumbien, 31. Januar 1906 3,806 ± 0,046 18
Honduras, 1. Juli 1907 3,941 ± 0,022 20
Nicaragua, 30. Dezember 1907 3,916 ± 0,029 22
2. Kontinente.
Kalifornien, 18. April 1906 v = 3,770 ± 0,104 km/sec 5
Philippinen I, 18. April 1907 3,765 ± 0,045 30
II, 18. April 1907 3,768 ± 0,054 27
Buchara, 21. Oktober 1907 3,837 ± 0,065 19
27. Oktober 1907 3,760 ± 0,069 11


  1. Unter Zugrundelegung der Prattschen Theorie war man zu größeren Werten der Schollendicke (100 bis 120 km) gekommen, während die Airysche Theorie praktisch das gleiche Ergebnis liefert wie die Erdbebenforschung. Dies spricht für den auch sonst anerkannten Vorzug der Airyschen Theorie.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_046.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)