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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Mimer.

Ja, ich wunderte mich, daß du den traurigen Zustand unsers Zeitalters so wenig kennst. Du hast einige schreckbare Symptome der Krankheit gesehen, aber ihr Inneres kennst du nicht.

Heimdal.

Himmel, so ist es noch ärger, als ich glaubte!

Mimer.

Ja, damit es einmal ohne Rückfall gut werde. Gehe die ganze Geschichte durch, und du wirst finden, daß das Gute immer nur als eine Zuflucht vor dem Bösen gesucht wurde, und daher verließ man es wieder, sobald man sich gerettet glaubte. Dir nur ein Beyspiel zu geben, sobald Rom sicher war, so verdrängte Schwelgerey die alte Römertugend, sobald man dadurch erschöpft war, und die unglücklichen Folgen sich zeigten, so ergriff man das Christenthum, das Trost aus einer andern Welt brachte. Dem Christenthum verdanken wir das Interesse am Uebersinnlichen; dieses artete in den Hang zum Unbegreiflichen aus,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)