Seite:De Thalia Band3 Heft12 109.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

daß ihr Kind so kindisch ist. Da der Junge glaubt, alles aus seinen Büchern, oder von seinem Herrn Hofmeister lernen zu können, dessen Weisheit er deswegen schäzt, weil er so viele Kinderschriften ließt, so ist ihm der Umgang mit klügern Leuten nichts nütze, ja er darf es nur merken, daß zum Beyspiel ein seiner Klugheit und Gerechtigkeit wegen geehrter Mann, noch nichts vom 7ten Planeten weiß, den er schon aus seiner Kinderastronomie kennt, so betrachtet er sich gegen diesen Mann als einen Gelehrten, der ihn belehren kann. So wächst er im Eigendünkel auf, wird zur Freundschaft untüchtig, in der Liebe ein Geck, in der Moralität entweder ein raffinirendes Vieh oder ein überspannter Narr, in den Geschäften des Lebens –

Balder.

Nicht weiter; schon genug, mir die frohe Aussicht auf die Bildung der Menschheit in Nebel zu hüllen! Aber was mein Trost ist, der Grund deiner Behauptung trift dich besonders selbst, und wenn sie wie du werden, so mag sich ganz gut unter ihnen leben lassen; hast denn du deine erste Bildung fast ganz aus Büchern?

Heimdal.

Aber nicht aus Kinderschriften –

Balder.

Um so schlimmer könnte man sagen, denn da muß der Eigendünkel um so mehr wachsen, wenn der Titel des Buches, aus dem man lernt, nicht einmal demüthigt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)