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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

frohlokend aus. – Aber bald hatten diese Goldkörner ein Ende. In Kurzem vertrocknete der Berg und seine Säfte stockten. Ohne Nutzen durchwühlte jetzt die Pflugschaar die verbrannte Erde; mit doppeltem Eifer und Fleiß besäete zwar der Landmann sein Feld – er säte aus um nichts zu ärnten. Der Nachtigall Lied hörte man nicht mehr, in entfernter Gegend stimmte sie es jetzt an; in entferntere Gegend hatte der Hirte seine Heerde geführt. Das Gebürge, noch vor kurzem so reich, so fruchtbar, verwandelte sich in einen nackten und öden Felsen, der Raubgeyern und andern Vögeln trauriger Bedeutung zum Auffenthalt jetzt dient, und von dem der vorüber reisende Wanderer unwillig seinen Blick, als vor einen Schandfleck der Natur wegwendet.

– Hier nahm der Mann seinen Hut und Stock, bezahlte seine Tasse Caffee, und gieng mit einer leichten Verbeugung zum Caffee hinaus. Man kannte ihn nicht – er hatte indessen diese Anspielung so glücklich hervorgebracht und mit so viel Leichtigkeit im Ausdruck erzählt, daß man ihn für einer der Aristocraten hielte, die an den Actes der Apotres, einem beissenden Satirischen Blatt gegen die Aßemblee, arbeiten. Ich ließ mir sogleich Feder und Tinte geben und schrieb diese Allegorie, so wie sie mir noch im Gedächtniß war, auf, ob ich gleich gestehe, daß sie viel von der Naiveté des Ausdrucks und von denen glücklichen Wendungen, deren er sich bediente, verloren hat.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)