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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Ganz anders verhielt es sich mit dem Feldbauen. Sclavisch war dieser an den Boden, den er bepflanzt hatte gebunden, und mit der Lebensart, die er ergriff hatte er jede Freiheit seines Aufenthalts aufgegeben. Sorgfältig mußte er sich nach der zärtlichen Natur des Gewächses richten, das er zog, und dem Wachsthum desselben durch Kunst und Arbeit zu Hülfe kommen, wenn der andre seine Heerde selbst für sich sorgen ließ. Mangel an Werkzeugen machte ihm anfänglich jede Arbeit schwerer, und doch war er ihr mit zwey Händen kaum gewachsen. Wie mühsam mußte seine Lebensart seyn, ehe die Pflugschaar sie ihm erleichterte, ehe er den gebändigten Stier zwang, die Arbeit mit ihm zu theilen!

Das Aufreißen des Erdreichs, Aussaat, und Wässerung, die Aernte selbst, wie viele Arbeiten erfoderte dieses alles! und welche Arbeit erst nach der Aernte, bis die Frucht seines Fleißes so weit gebracht war von ihm genossen zu werden! Wie oft mußte er sich gegen wilde Thiere die sie anfielen, für seine Pflanzungen wehren, sie hüten oder verzäumen, oft vielleicht gar mit Gefahr seines Lebens dafür kämpfen! Und wie unsicher war ihm dabei noch immer die Frucht seines Fleißes, in die Gewalt der Witterung und der Jahrszeit gegeben! Ein übertretender Strom, ein fallender Hagel war genug sie ihm am Ziele noch zu rauben, und ihm dem Mangel auszusetzen. Hart also, ungleich und zweifelhaft war das Loos des Ackermanns gegen das gemächliche ruhige Loos des Hirten, und seine Seele

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)