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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Solimann, den das Gerücht eines nahen Entsatzes der Vestung, welches die Ritter sorgfältig ausstreuen ließen, täglich mehr beunruhigte, suchte durch neue Versuchungen die Standhaftigkeit des Volcks zu erschüttern. Auf seinen Befehl pflanzte man zwei Fahnen in verschiedenen Gegenden der Stadt auf.

Der Großmeister ließ sogleich eine andre bei einem der Stadtthore aufstecken. Jetzt brachte ihm ein Gesandter einen Brief vom Sultan, der die gewöhnlichen Kapitulationsvorschläge enthielt. Auf beiden Seiten wurden Geisel ausgestellt. Solimann verlangte schnellen Entschluß. Seine Forderungen waren: die Vestung sollte sich ihm nebst der ihr angehörigen Inseln und Häfen freiwillig und gegen gewisse Bedingungen unterwerfen. Dieser Brief ward sogleich dem Conseil vorgelegt, und der Großmeister ließ durch einige Ritter vom Range den Sultan um einen dreitägigen Waffenstillstand bitten, damit er Zeit gewinnen möchte, die Kapitulation abzufassen.

Aber Solimann, der noch immer einen nahen Entsatz befürchtete, schlug den Großmeister dieses Ansuchen ab, und um seinen Entschluß zu beschleunigen, ließ er unmittelbar darauf die Festung bombardieren.

Jetzt ertönten wieder die Batterien von beiden Seiten; jedoch schwächer von Seiten der Christen, die ihren nothdürftigen Pulvervorrath auf die nahen Stürme versparten.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)