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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

der Kanonen anrücken zu können. Muthig schritten sie zum Sturm, der von vier verschiedenen Seiten zugleich eröffnet wurde. Seit dem Anfang der Belagerung hatte man nicht diese bewundernswürdige Entschlossenheit an ihnen wahrgenommen, durch welche sich jetzt vorzüglich die Janitscharen auszeichneten, die im Angesicht des Sultans stritten.

Von allen Seiten fliegen Kugeln und Pfeile umher. Die Ritter zeichnen sich durch Unerschrockenheit, die Soldaten durch Muth und Gehorsam aus. Einige gießen siedendes Oel und brennendes Pech auf die hinaufkletternden, andre rollen ungeheure Felsenmassen auf sie herab, und durchbohren sie mit ihren Espontours. Die englische Bastei schwamm in Blut: es war die schwächste Gegend, die am heftigsten bestürmt und am besten vertheidigt wurde. Der Großmeister begab sich selbst dahin. Von der einen Seite feuerte seine Gegenwart die streitenden Christen mit neuem Muth an; von der andern flößte die Hoffnung einer glänzenden Beute den feindlichen Kriegern verzweiflungsvolle Kühnheit ein. Nie hatten diese letztern ein so glänzendes Beispiel ihrer Tapferkeit gegeben, als eben jetzt. Mitten durch eine Saat von Kugeln, Pfeilen, Wurfpfeilen und Steinen schwingen sie sich auf die Mauern stürzen blindlings auf den Wall, und werden ein Opfer der feindlichen Rache.

Die Ritter auf der andern Seite dringen muthig auf sie ein, stürzen sie herab in den Graben, die Sturmleitern

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)