Seite:De Thalia Band3 Heft10 100.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

sagte ihm öfters, wenn wir allein waren, daß er sich in diesem Wahne trüge, ich bekämpfte aber seinen Wahn nicht weiter, den er vielleicht nur in der Absicht annahm, um mich zur Sprache zu bringen. Ich ließ ihn in demselben, und er beharrte dabey, mittlerweile er Mittel suchte, zu erfahren, wer er wäre.“

„So verstrichen zwey Jahre, als eine Unvorsichtigkeit, die ich unglücklicher Weise begieng, und über die ich mir gerechte Vorwürfe mache, ihm seinen Stand entdeckte. Er wußte, daß unlängst königliche Boten bey mir gewesen waren. Zum Unglück vergaß ich das Kästchen mit den Briefen der Königin und des Kardinals zu verwahren. Er findt es, liest einen Theil, sein guter Kopf läßt ihn den andern errathen, und in der Folge sagte er mir, daß er den wichtigsten Brief, der über seine Geburt den deutlichsten Aufschluß gebe, weggenommen habe.“

„Ich bemerkte, daß seine Freundschaft, seine Achtung gegen mich, in der ich ihn erzogen hatte, durch Trotz und Eigensinn unterbrochen ward, aber ich konnte noch nicht sogleich auf die Quelle dieser Veränderung kommen. Denn daß er meine Briefe sollte durchsucht haben, fiel mir gar nicht ein. Auch hat er mir nie die Mittel, deren er sich dazu bedient, gestehen wollen. Vielleicht hat er dabey einige Arbeiter gebraucht, die er nicht hat verrathen wollen, oder er ist auf eine andre Weise zu seinem Zwecke gelangt.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)