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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

warum er in Verwahrung gehalten ward, genau unterrichtet seyn müsse. Ich entschloß mich also, um meine übergroße Neugierde zu befriedigen, die Prinzessin als ein Mittel zu gebrauchen, durch welches ich dem Herzog das Geheimniß ablocken könnte. Sie war bisher dem Herzog von Orleans mit großer Sprödigkeit und Kälte begegnet, jedoch ohne ihn von der heftigen Leidenschaft, die er für sie empfand, zurückschrecken zu können. Vielmehr machte ihn der geringste Schimmer von Hoffnung zu allen den Diensten bereitwillig, die sie von ihm verlangte. Eben deswegen, und weil sie mit seinem Character sehr gut bekannt war, zog ich meine theure Prinzessin mit in meinen Plan, und trug ihr die Rolle auf, dem Fürsten zu versprechen, daß er alles erreichen würde, was ihn zu einem beglückten Liebhaber machte, wenn er ihr die Memoiren des Mannes mit der eisernen Maske, die er besaß, zu Lesen geben wollte.

Der Herzog von Orleans hatte nie ein Staatsgeheimniß verrathen. Er besaß in diesem Punct eine unerhörte Vorsichtigkeit die er dem Unterrichte seines Lehrers Dubois zu verdanken hatte. Beyläuffig will ich hier bemerken, daß Prinzenerzieher, die sich des Gehorsams ihrer Untergebenen versichern wollen, die ihre Erwartungen auf den noch ungeschaffenen Character, auf den Hang nach Vergnügungen, auf den Mangel an Unterweisung, und auf die leichte Empfänglichkeit derselben gründen, vorzüglich darauf sehen müssen, daß sie ihnen den Character der Verschwiegenheit beibringen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)