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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

waren dem Rathe der Zehen die heimlichen Zusammenkünfte des Pöbels nicht entgangen. Er hatte längst ein wachsames Auge auf alle Bewegungen desselben gehabt, nur konnte er noch nichts entscheidendes herausbringen, bis zufälligerweise einer von den Verschwornen selbst der Verräther dieses schändlichen Vorhabens wurde.

Beltrand – nach andern hieß er Bential – ein Pelzhändler aus Pisa, hatte in dem Rath der Zehen einen vertrauten Freund und Gevatter, dessen Erhaltung ihm sehr am Herzen lag.

Freundschaft und Gewissen foderten ihn auf, das Leben dieses Mannes zu retten, je näher die schreckliche Stunde der Entscheidung heran rückte. Als die Dämmerung hereinbrach, konnte er diesem heftigen Drange nicht länger widerstehen. Mit Furcht und Zittern schlich er sich in das Haus des Leoni – dieß war der Name seines Freundes – verlangte ihn zu sprechen, und beschwor ihn, unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit, sich diese Nacht ja nicht aus seiner Wohnung zu entfernen, es möchte geschehen, was da wollte. Leoni, dem die Sache so schon verdächtig vorkam, drang heftig in ihn, die Ursache dieser Warnung zu entdecken; unter den heiligsten Versicherungen seines Schutzes gelang es ihm endlich, dem Beltrand das furchtbare Geheimniß zu entreißen. Kaum war dieß geschehen, so suchte Leoni ihn unter allerlei Vorwand zurückzuhalten, und befahl seinen Bedienten

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)