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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Raphael an Julius

einer zweifelsüchtigen Laune. Ich kann Dir Rechenschaft von den Gründen geben, worauf sie beruhen, aber hierzu müßte ich freilich eine etwas trockne Untersuchung über die Natur der menschlichen Erkenntniß vorausschicken, die ich lieber auf eine Zeit verspare, da sie für Dich ein Bedürfniß seyn wird. Noch bist du nicht in derjenigen Stimmung, wo die demüthigenden Wahrheiten von den Gränzen des menschlichen Wissens Dir interessant werden können. Mache zuerst einen Versuch an dem Systeme, welches bei Dir das Deinige verdrängte. Prüfe es mit gleicher Unpartheilichkeit und Strenge. Verfahre eben so mit andern Lehrgebäuden, die Dir neuerlich bekannt worden sind; und wenn keines von allen Deine Forderungen vollkommen befriedigt, dann wird sich Dir die Frage aufdringen: ob diese Forderungen auch wirklich gerecht waren?

„Ein leidiger Trost, wirst Du sagen. Resignation ist also meine ganze Aussicht nach so viel glänzenden Hofnungen? War es da wohl der Mühe werth, mich zum vollen Gebrauche meiner Vernunft aufzufordern, um ihm gerade da Gränzen zu setzen, wo er mir am fruchtbarsten zu werden anfieng? Mußte ich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)