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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Hier hustete der Derwisch zum dritten male.

Es scheint,[1] daß der Derwisch etwas sagen will, unterbrach ihn hier der Sultan, und sahe den Derwisch mit einem Blik an, der ihn zur Rede aufforderte.

Ew. Majestät sind ein Fels der Lehre, hub der Derwisch an, und auch dadurch über alle Menschen erhaben; da sonst die großen Politiker immer große Indifferentisten sind.

Von dieser Schmeichelei ist doch nur die Anwendung der ersten Hälfte eine Lüge, dachte der Vezier, und fuhr, weil ihm der Sultan winkte, fort:

Ew. Hochwürden scheinen mit meinem Vortrage nicht zu frieden, aber sie müssen nur bedenken, daß ich eben so wenig meine Meinung, als die Meinung meines Chinesischen Verfassers, sondern bloß die Rede des Fremden hererzähle, der mit Hoangti an der Grenze eines Landes sprach, wo man reden konnte was man wollte. Kurz, der Fremde fuhr fort: überhaupt scheint doch nichts vernünftiger zu sein, als alle Religionen neben einander zu dulden, denn wie kann man ihren Werth besser heraus bringen, als durch Vergleichung und Prüfung, und wie können sie besser und allgemeiner geprüft und verglichen werden, als wenn sie alle neben einander sind?

Ich überschlage hier einen Theil dergleichen Betrachtungen, die der Fremde noch anstellte, und fahre in der Geschichte fort. Sie kamen an eine Herberge,


  1. Vorlage: schetnt
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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)