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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

„Wer ruft mich?“ sagte eine hohle, kaum hörbare Stimme.

„Dein Freund, antwortete der Beschwörer, der dein Andenken ehret, und für deine Seele betet“ zugleich nannte er den Namen des Prinzen.

Die Antworten erfolgten immer nach einem sehr großen Zwischenraum.

„Was verlangt er?“ fuhr diese Stimme fort.

„Dein Bekenntniß will er zu Ende hören, das du in dieser Welt angefangen und nicht beschlossen hast.“

„In einem Kloster auf der flandrischen Gränze lebt – – –

Hier erzitterte das Haus von neuem. Die Thüre sprang freiwillig unter einem heftigen Donner auf, ein Bliz erleuchtete das Zimmer und eine andre körperliche Gestalt, blutig und blaß wie die erste aber schreklicher, erschien an der Schwelle. Der Spiritus fieng von selbst wieder an zu brennen, und der Saal wurde hell wie zuvor.

„Wer ist unter uns?“ rief der Magier erschrokken, und warf einen Blik des Entsezzens durch die Versammlung – „Dich hab ich nicht gewollt“ Die Gestalt gieng mit majestätischem leisem Schritt gerade auf den Altar zu, stellte sich auf den Teppich, uns gegenüber, und faßte das Kruzifix. Die erste Figur war nicht mehr.

„Wer ruft mich?“ sagte diese zwote Erscheinung.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_092.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)