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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Karl war intolerant gewesen, hatte sich durch Verfolgungsgeist seinem Zeitalter schreklich gemacht. Jezt wollte er in seinem Kloster zwey Uhren so stellen, daß sie nie von einander abwichen, und kam nicht damit zu Stande. Da entwischte ihm jener Ausruf: „und doch sollen zwey Menschen nie in ihrem Glauben von einander abgehen?“

Philipp erbte die Vorurtheile seines Vaters, und sein despotischer Stolz trieb ihn an, das ganze Menschengeschlecht seinem Glauben zu unterwerfen. Dieß war ein Hauptzug seines Charakters. Kaum hatte er den Thron bestiegen, als er den Beichtvater seines Vaters in effigie verbrennen ließ; und es fehlte wenig, daß er nicht selbst Karln für einen Kezer erklärte, und sein Andenken lästerte. Ein solcher Aberglaube, war er die Eingebung seines Herzens oder des Charakters seiner Nation?

Der mächtige Karl gieng damit um, Maximilians und Ferdinands Plane auszuführen, und sein Glük zu einem Gipfel zu erheben, der ganz Europa überschatten sollte. Aber für einen solchen Ehrgeiz war er nicht kriegerisch genug. Der anhaltende glükliche Erfolg seiner Unternehmungen wurde nicht von ihm benuzt; seine Kriege wurden zu oft unterbrochen.

Er untergrub die Grundpfeiler seiner angeerbten Macht durch den Staatsfehler, daß er die Unterjochung des deutschen Reichs für den ersten Schritt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)