Seite:De Thalia Band1 Heft2 038.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

von Schaam, auch nicht Furcht, mein Verbrechen durch Plünderung zu vergrößern – Troz, glaube ich, war es, daß ich die Uhr wieder von mir warf, und von dem Gelde nur die Hälfte behielt. Ich wollte für einen persönlichen Feind des Erschoßenen, aber nicht für seinen Räuber gehalten sein.“

„Jezt floh ich waldeinwärts. Ich wußte, daß das Holz sich vier deutsche Meilen nordwärts erstrekte, und dort an die Gränzen des Landes stieß. Biß zum hohen Mittage lief ich athemlos. Die Eilfertigkeit meiner Flucht hatte meine Gewißensangst zerstreut, aber sie kam schreklicher zurük, wie meine Kräfte mehr und mehr ermatteten. Tausend gräßliche Gestalten giengen an mir vorüber, und schlugen wie schneidende Messer in meine Brust. Zwischen einem Leben voll rastloser Todesfurcht, und einer gewaltsamen Entleibung, war mir jezt eine schrekliche Wahl gelassen, und ich mußte wählen. Ich hatte das Herz nicht, durch Selbstmord aus der Welt zu gehn, und entsezte mich vor der Aussicht, darinn zu bleiben. Geklemmt zwischen die gewiße Quaalen des Lebens, und die ungewiße Schreken der Ewigkeit, gleich faig zu leben und zu sterben brachte ich die sechste Stunde meiner Flucht dahin, eine Stunde voll gepreßt von Quaalen, wovon noch kein lebendiger Mensch zu erzählen weiß, die mir Gottes Barmherzigkeit auf dem Rabensteine erlassen wird.“

„In mich gekehrt und langsam, ohne mein Wißen den Hut tief ins Gesicht gedrükt, als ob mich das vor

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)