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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

wieder eine. Rache und Gewissen rangen hartnäkig und zweifelhaft, aber die Rache gewanns, und der Jäger lag todt am Boden.“

„Mein Gewehr fiel mit dem Schuße ..... Mörder … stammelte ich langsam – der Wald war still wie ein Kirchhof – ich hörte deutlich, daß ich Mörder sagte. Als ich näher schlich, starb der Mann. Lange stand ich sprachlos vor dem Todten, ein helles Gelächter endlich machte mir Luft. „Wirst du jezt reinen Mund halten, guter Freund!“ sagte ich, und trat kek hin, indem ich zugleich das Gesicht des Ermordeten auswärts kehrte. Die Augen standen ihm weit auf. Ich wurde ernsthaft, und schwieg plözlich wieder stille. Es fieng mir an, seltsam zu werden.“

„Biß hieher hatte ich auf Rechnung meiner Schande gefrevelt, jezt war etwas geschehen, wofür ich noch nicht gebüßt hatte. Eine Stunde vorher, glaube ich, hätte mich kein Mensch überredet, daß es noch etwas schlechteres, als mich, unter dem Himmel gebe; jezt fieng ich an zu muthmaßen, daß ich vor einer Stunde wol gar zu beneiden war.“

„Gottes Gerichte fielen mir nicht ein – wohl aber eine, ich weiß nicht welche? verwirrte Erinnerung an Strang und Schwerd, und die Exekution einer Kindermörderin, die ich als Schuljunge mit angesehen hatte. Etwas ganz besonders schrekbares lag für mich in dem Gedanken, daß von jezt an mein Leben verwirkt sei.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)