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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

und allenfalls – ein großer Dichter wurde. Freilich mus uns dieses alles die ausserordentlichen Menschen, welche iezt über den gemeinen Haufen sich erheben, größer machen als die Helden des Alterthums. Diese schöpften Feuer und Licht aus allem was um sie herumlag; iezt ist dem großen Mann gar zu oft seine Seele der einzige Heerd an dem er sich wärmen kann; Er selbst allein mus meistens das Centrum aller seiner Gedanken und Empfindungen seyn. Und so geschieht es, daß wir nur auf Kosten des Zeitalters den Menschen noch achten können.

Die großen Triebfedern des öffentlichen Lebens, Politik, Kriegskunst, Staatsregierung, die sonst sich schwesterlich umarmten, sind jezt auf ewig von einander gesondert. Sie bildeten sonst ein großes, aber einfaches Ganze, dessen Urquellen die ersten einleuchtendsten Grundgeseze der Natur waren, und alle Bürger waren gleich beschäftigte, gleich nüzliche Arbeiter an dem gemeinschaftlichen Staatsgebäude. Jeder Römische Bürger konnte in den Fall kommen für das Vaterland zu sterben, und dieser Tod war ihm leicht; heutzutage ist Ein besondrer Stand allein dazu bestimmt, und durch die gewaltigste Verrenkung der menschlichen Natur ausgezeichnet, den rühmlichen Tod für das Vaterland auf die unrühmlichste Weise zu sterben. Der unterste Römische Bürger, sagt ein französischer Philosoph,[1] hätte einen vortreflichen Gesandten für


  1. Mably in den Principes des négociations.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)