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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

philosophischen Geistes und seiner patriotischen Bemühungen ist, herrscht keine diktatorische Tirannei. Gar wohl kann es möglich seyn, daß Madame Wallenstein von einer Mitschauspielerin oder ihrem Protektor persönlich verfolgt wurde (denn was vermag nicht oft Rollen- und sogar Kleiderneid bei manchen Theaterdamen?) aber dieser Privatgroll konnte nie in eine solenne und gesezmäßige Unterdrückung ausarten.[WS 1] Herr Rennschüb verdient die Beschuldigung nicht, Madame Wallenstein von dieser Bühne vertrieben zu haben, denn Herr Rennschüb vermag das durchaus nicht. Der Einfluß des Regisseurs erstreckt sich ganz und gar nicht auf Beurtheilung des Verdienstes. Darüber kann nur der Intendant des Theaters entscheiden – und was hätte den Freiherrn von Dalberg veranlassen können, Madame Wallenstein unterdrücken zu wollen? Was den Ausschuß dieser Bühne? Madame Wallenstein ist im Krais ihrer Rollen allerdings zu schäzen, aber ist sie die Künstlerin, welche einen Ostracismus Gefahr laufen könnte?

     Der Troz eines (sogar des unentbehrlichsten) Mitglieds kann in einem Institut nicht geduldet werden, das, schneller als jedes andre, durch aufgehobene Gleichheit zusammenfällt. Madame Wallenstein hätte noch dreimal wichtiger seyn können, als sie es in der That ist, und dieses Theater dennoch verlassen müssen. Gesezt, daß man wirklich durch ihre Entfernung verlor, was man durch die

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  1. Vorlage: ausarte
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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)