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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

noch glücklich schäzen, ist eine Erscheinung, die ich nimmermehr erklären kann – Sehen Sie, Marquis, so etwas kann nur die Religion. Die Weltweisen haben gut schwazen. Die Religion ist etwas herrliches.

Für den Unglücklichen ganz gewiß.

Und wer ist das nicht – mehr oder weniger – früher oder später?

Ich will sterben, Marquisin, wenn Sie nicht noch einige Heilige werden.

Als wenn das Unheil so entsezlich wäre! Wie wenig bedeutet mir diß Leben, wenn ich es mit einer ewigen Zukunft auf die Waage lege.

Aber Sie reden ja schon wie ein Apostel.

Ich rede wie eine Ueberzeugte. Wie, mein lieber Marquis, antworten Sie mir doch einmal – aber wahr und ohne Rückhalt – Wenn uns die Freunden und Schrecken jener Welt lebhafter vor schwebten, wie klein würden die Reichthümer dieser Erde vor unsern Augen zusammenschrumpfen? – Wer sonst als ein Rasender würde Lust bekommen, ein junges Mädchen, oder eine liebende Gattin an der Seite ihres Gemahls zu verführen, wenn der Gedanke ihn anwandelte, ich kann in ihrer Umarmung sterben, und ewig verdammt seyn? –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_052.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)