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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

halten; und dann uns recht lange auszuruhn. Während dem wir im großen Versammlungszimmer des Wirthshauses Thee tranken, kamen zwey Engländerinnen vom Montanvert, die gar nicht ermüdet zu seyn schienen. – Es war noch dämmericht im Thale als wir den 29ten aus Chamouni auswanderten; bald aber beleuchtete die Sonne die obersten Bergspitzen, und ihre Strahlen belebten die todte Farbe des Schnees mit feurigem Morgenglanze. Der Tag zeigte mir neue Schönheiten des Thals, welche auf der Herreise die Nacht verdunkelt hatte. Bey Chamouni steht man ungefähr in der Mitte zwischen den zwey Gletschern des Bois und Bossons. Jener ist breiter und höher als dieser, in der Ferne aber ist dieser Unterschied nicht sehr bemerklich. Ihre weiße Farbe sticht seltsam gegen das dunkle Grün des hohen Berges zwischen ihnen ab, und der kahle Felsen la Bletiere über diesem macht einen neuen Contrast, einen größern aber dieser finstre Anblick mit dem saftigen Grün der Wiesen, welche die Farbe des Frühlings tragen, und mit den gelben Saaten, welche den Herbst verkündigen. In jenen lagen hin und wieder ungeheure Steine, welche nicht von den Felsen herabgestürzt, sondern auf die Oberfläche des Thals hingerollt waren. Denn ihr Gewicht, verstärkt durch den hohen Fall, würde sie sonst tiefer in den Boden eingedrückt haben. Vielleicht

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)