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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

reicher an Wasser, und der Felsen, aus dem er entspringt, mit schönem Gesträuche belebt. Es war schon 10 Uhr, als die ersten Strahlen der Sonne in die Tiefe des Thals drangen. Beschattet von den Hecken und Bäumen am Wege näherten wir uns der Stadt Sallenche, und erblikten nicht weit von derselben den Montblanc wieder. Die Umrisse seiner Gipfel zeigten sich sehr deutlich, keine Wolke dekte seinen glänzenden Scheitel, und seine weißen Schultern. Er schien aber nicht so hoch zu seyn, als er wirklich ist, weil andre Berge vor ihm seinen Fuß bedekten. Sonst waren die Reisenden genöthigt, in Sallenche einzukehren, oder zu übernachten, und hier die gewöhnlichen Reisewagen mit kleinern Fahrzeugen zu vertauschen. Jezt aber findet man in dem Dorfe St. Martin an der Straße ein schönes, bequemes Wirthshaus, und die hier üblichen chars à banc. Das viele Geld, welches Engländer und andre Fremde seit dreißig Jahren in diese Gegenden bringen, hat die Einwohner des Chamouni-Thals und der Dörfer und Städte am Wege bereichert, und die Wirthe in den Stand gesezt, an die Stelle ihrer engen, niedrigen Wohnungen geräumige Häuser zu setzen, die Zimmer mit Tapeten und schönem Hausgeräthe auszuschmücken, so, daß man in diesem armen gebirgigen Lande mehr Gemächlichkeit, als in den meisten

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)