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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

ein blühend Weib wird Kinder auferzieh’n,
die meine Seele zu der Nachwelt bringen.

390
So nenn’ ich eine ferne Zeit noch mein,

und lerne gegenwärt’ge Fesseln tragen.
O was ein liebend weiser Mensch vermag,
das fühlt durch dich mein Herz in voller Macht!
Wie oft hast du die Flamme sanft gekühlt,

395
die mich verschlang! Die wild verstimmte Brust,

gab keinen Ton der Liebe mehr zurük,
als ich in diese stillen Haine kam.
Ich wagte nicht den Freunden mich zu nah’n,
die Hymens Altar schon für mich geschmükt.

400
Mein irrer Sinn sollt’ ihre Harmonie

nicht stöhren, nicht das holde Weib von mir
entfernen, das des Freundes Hand mir beut.
Itzt fühl’ ich, wie der Ruhe sanfte Flügel
mir um den Busen weh’n –

Ein Diener des Tempels
(erscheint)

405
Ein junges Weib,

gebeut die Priesterin dir zu verkünden,
bringt Opfer in des Gottes Heiligthum
und eilet sich zum Sturz von Leukade
nach altem Brauche zu bereiten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_296.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)