Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. | |
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zu ewig jungem Leben, auf den Ruf
wann oft bey solchen ernsteren Gesprächen
die stille Nacht uns ihren Mantel leiht,
daß nichts den in sich selbst gekehrten Blick
von seinen ernsten Gegenständen wende;
und oft der Zukunft feyerliches Dunkel,
und oft die ewig festen Plane, die
der große Geist zum Glück der Welt entwarf,
mit bangem Zittern zu durchschauen wähnt; –
dann meinem Herzen, das vertrauend dir,
und frey sich öffnen darf! – Mein Wilhelm! wenn
in jenen seltnen Stunden, wo der Geist
so heiter, wie des Mayes Frühlingsluft,
wo schöne Bilder der Vergangenheit,
gleich linden Westen um des Veilchens Busen,
um unsre Stirne spielen, und das Herz,
so oft, so oft getäuscht, doch gar zu gerne
und auf der Hoffnung süße Stimme horchet; –
in diesen seltnen Stunden, Wilhelm, wenn
ich die geheimsten Wünsche dir eröfnen,
mich deiner Tröstung freuen kann, und wieder
zu seyn mich dünkt, auf dem des daurendsten
Genusses, jeder Freude, jeder Tugend
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)