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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

worden? Und wie mancher hat nicht durch späte Reue, oder auch nur durch später erworbene schlaue Behutsamkeit eine Schonung zu rechtfertigen geschienen?

Zum Glück war unter den Althebräern, selbst von der Mosaischen Constitution geschützt, eine geheime, oft nützliche, vielleicht aber eben so oft schädliche Hülfe gegen Priestergewalt und Richterunrecht – die Stimme der Propheten. Trat irgend einer vom Volke mit Ermahnungen, Warnungen und Drohungen auf, und wußte er diese für seine Zeitgenossen einleuchtend und herzerschütternd zu machen, so war er, der begeisterte Eiferer für „Gottessache“ auch der Obrigkeit, wenn sie nicht den Fluch der Tyranney auf sich laden wollte, unverletzlich, so lange er nur von dem ersten Grundgesetz des Mosaisch-Israelitischen Staats: der unsichtbare Beherrscher des Volkes ist Jehova! nicht abwich. Der Zusatz: daß der Prophet auch nicht mehr sagen müsse als Jehova ihm befohlen hätte, war dabey ganz natürlich, aber er blieb dabey über alle Prüfung anderer erhaben

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)