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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

zu seyn. Mir scheint es: dies ist kein bloßer Dichterbehelf, um den Leidenden desto bequemer seine Geschichte erzählen zu lassen. Furcht und Schrecken hatte den Chor übernommen, da sie den Kühnen in solchem Elende noch trotzen sahen. Diese Empfindung erfüllte noch ihre Seele, während Prometheus bey seiner Behauptung standhaft beharrt. Sie sind schüchterne Mädchen, die sich nicht erkühnen, dem mächtigen Oberherrn Trotz zu bieten, sondern lieber ihr Daseyn froh genießen, und seine Freundschaft durch Opfer und Weihe erhalten wollen [1]. Die Behauptung des Gottes, selbst Jupiters Eigensinn zu beugen, mußte ihnen viel zu gewagt scheinen. Während daß sie also die Auflösung dieser räthselhaften Aussage zu erfahren neugierig sind, und schon das παντ` εκκαλυψον über die Zunge lispeln, so übermannt sie wieder ein Schauer. Sie denken an den strengen Jupiter, den sie durch ihre gar zu große Neugierde zu beleidigen fürchten, sie kennen die Unbiegsamkeit des Prometheus,


  1. Pr. v. 526 etc.
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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)