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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

124.

985
Weh mir verlaßnen! Wen soll ich zuerst beweinen?

Unzärtliche! Warum verschmähtest du im Tod
die Schwester zur Begleiterinn? Vereinen
sollt uns derselbe Stahl, von beider Blute roth!
Und fleht' ich darum Tyrus Götter an, erbaute,

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daß ich allein dich deinem Schmerz vertraute,

dieß Holzgerüste? Weh! Mich ziehst du mit ins Grab,
dein armes Volk, dein Reich, dein Tyrus mit hinab.

125.

Gebt Wasser, gebt, daß ich die Wunden wasche,
mit meinen Lippen ihn erhasche,

995
wenn noch ein Hauch des Lebens auf ihr schwebt.

Sie rufts und steht schon oben auf den Stuffen,
stürzt weinend an der Schwester Hals, bestrebt
an ihrer warmen Brust ins Leben sie zu rufen,
die schon der Frost des Todes überflogen,

1000
zu trocknen mit dem Kleid des Blutes schwarze Woogen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)