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Saulgen gelegen) stattliche Güter in diesem Lande / vnd ist jhr Monatlicher Reichs Anschlag 44. fl. vnd zum Cammergericht jährlich / wie ich in einer geschriebenen Verzeichnuß gelesen / insgesampt / 35. Gülden / 4. Kr. 2. Heller: Wegen Rottenfels aber / ist ein absonderlicher Anschlag / der bey Montfort einkommet. Was das gedachte Algöw / so ein Strich / oder Gegend vom grossen Schwabenland ist / dadurch die Iller laufft / anbelangt / so führen Theils desselben Nahmen von den Alemannen her; von welchen der Autor deß Tractats / Romano Germanicus S. Caesar. Majestatis, etc. Splendor, etc. intitulirt, am 25. Blat / also schreibet: Alemanni propriiè haud Germani, sed populi septeutrionales erant, qui erumpentes in Germaniam cum Suevis sese conjungebant, & labascente Romano Imperio Rhaetiam primam, & Sueviam, cum paucis conterminantibus Regionibus, inprimis Helvetiam Romanis eripiebant, dum Francones Galliam invaderent: Daß nämlich die Alemanner eigentlich keine Teutschen / sondern Mitternächtische Völcker gewesen / die in das Teutschland herauß gefallen / vnd mit den Schwaben sich vermenget / vnd / bey dem fallenden Röm. Reich / vorder Rhaetien / vnd Schwabenland / mit etlich wenig Benachbarten / vnd insonderheit das Schweitzerland / den Römern benommen / in deme die Francken in Gallien / oder jetziges Franckreich gefallen seyen.


Isny / Isne / Eisna / Isna.

Diese ReichsStatt ligt im Algöw / vnd stößt das dem Abbt von Kempten gehöriges Ländlein Buchenberg an einem Orth daran / so eine Gegne drey Meilen lang / vnd ein halbe breyt / darinn etliche Dörffer / vnd Höfe seyn. Anno 1106. ward das Kloster / durch Graff Mangolden von Veringen / gestifftet / vnnd vom Wasser Ißna / so darfür laufft / genandt so / nach Absterben bemeldter Grafen von Veringen / an die Truchsessen von Waltburg kommen ist: Wiewol man die erste Stifftung solches BenedictinerClosters zeitlicher / vnnd in das Jahr 1096. die Käyserliche Confirmation aber in gemeltes 1106. Jahr setzet; so folgends Anno 1284. mit sampt der Statt Ißny / verbronnen / hernach wider erbawet / vnd solche Abbtey vnter die ReichsStände eine Zeitlang gezogen worden / biß die Herren Erbtruchsessen von Waldburg den 15. Septembr. Anno 1591. dieselbe sine onere am CammerGericht zu Speyer sollen erhalten haben / deren sie vorhin Schutz-Herren gewesen seyn, wiewol in dem Reichs-Abschied de Anno 1641. Herr Johannes / Abbt zu Yßni gefunden wird.

Anno 1350. solle sich die Geschicht mit dem Koch begeben haben / der eine Krotte / oder dergleichen gifftiges Thier / so in den Hafen gekrochen war / mit dem Fleisch gesotten / darvon der Abt deß Klosters Henricus II. mit allen Mönchen gestorben. Es solle ein alter Marmolstein in deß Convents Keller allda gefunden werden / darinn deß Käysers Septimii Severi; wie auch deß Käysers M. Aurelii Antonini, gedacht werde / als die beyde in diesem Land die Strassen vnd Brücken (von Kempten biß an Yßni) gebessert haben. Dann die Straß auß Italia an den Rhein durch Ißny gehet. Nun bey diesem Kloster ist mit der Zeit die Statt erwachsen; nach dem die alte Statt / so etwas ferners hindan / gegen Auffgang der Sonnen / an dem Wasser der Argen solle gestanden seyn / entweder durch Attilam, oder / wie glaubiger / durch die Alemanner verwüstet worden. Es solle die Abgöttin Isis daselbst einen herrlichen Tempel gehabt haben: Vnd das Roßeysen / so die Statt im Wappen / (wiewol sie auch vom Keyser Maximiliano I einen gantz güldenen Adler zu führen / die Freyheit bekommen hat) eygentlich ein vmbgewandt / oder vmbgestürtzt Schiff seyn / welches die Römer / an statt der Isidis Bildnuß / auffzustellen gepflegt / so hernach von den Christen also vmbgewandt worden seyn mag; vnd daher auch solcher Orth / vor Zeiten / die Isenaw genant worden; weil es auch ein Eisen / oder / wie es Theils außsprechen / Isenbergwerck da gehabt hat; wiewol der letzte Name von dem obgedachten fürüberfliessenden Wasser Ysne eygentlich herkommen mag. Es wächst vmb diese Statt weder Wein noch Korn. Der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)