Seite:De Merian Frankoniae 003.jpg

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worden; wiewol / als solche die Wandaler / Hunnen / und andere Barbarische Völcker / verwüstet / sie eine Zeitlang ungebaut verblieben; und da man sich wieder in dieselbe begeben / so haben deren theils / auff ein Neues / die Normannen / und Ungar verderbet. Also seyn auch jenseit der Thonau / in Rhaetia, Vindelicia, Norico, und Pannonia, Städte / und darunter Augspurg / gewesen; die man aber / vorzeiten / nicht zum Teutschland gerechnet hat; wiewol solche hernach de Teutschen / als sie über die Thonau geruckt / eingenommen haben; die sie auch noch der Zeit besitzen. Und obwoln König Chilpericus in Franckreich / zu den Hertzogen / und Grafen / geschickt / daß sie die Mauren der Städte machen lassen solten; so gieng es doch damit nicht fort; dieweil die Teutschen / sonderlich in Germania Magna, zwischen dem Rein / und der Thonau / lieber auff dem Lande / als in den Städten eingeschlossener / wohnen wolten. Daher man auch von keinen gemauerten Städten in Groß-Teutschland / etlich hundert Jahr nach Christi Geburt / lieset; ausser von der vesten Stadt Schledingen / an der Unstrut / in Thüringen / umbs Jahr 524. davon aber heutiges Tags nichts mehr übrig ist. Und obwoln theils vermeynen / daß Würtzburg / allberit zu deß H. Kiliani Zeiten / eine Stadt gewesen; so ist doch ungewiß / ob solcher löblicher und alter Ort / damaln schon / Mauren / Thor / Thürne / und Gräben / gehabt habe. So seyn in der Landsart von dem Rhein / biß an die Weser / so man mit einem Namen / vor alters / das Frießland genannt / ausser Dordrecht / sonsten keine Städte in den glaubwürdigen Schrifften / noch zu deß Caroli Martelli; wie auch keine in Sachsen / zu deß Caroli Magni Zeiten / auffgezeichneter zu finden; wiewol man Bardowick für eine gar alte Stadt hält / aber nicht beweiset / daß sie damaln mit einer Mauer umbgeben gewesen. Die Wenden zwar / als sie die Landes-Gelegenheit zwischen der Saal / Weixel / und der Oost-See / biß an Holstein / etlich hundert Jahr nach Christi Geburt eingenommen / haben Städte / und Castell / erbauet / die sie zu deß besagten Käyser Carls deß Grossen Zeiten besessen; davon aber jetzt eine geringe Gedächtnüß übrig ist. Umbs Jahr Christi 910. bey Regierung Käysers Ludovici III. haben auch die Teutschen / wegen der stätigen Uberfäll der bedachten Wenden / wie auch der Ungar / angefangen / die beste Flecken mit Mauren / Thürnen / und Gräben / zu umbgeben; welches sie hernach / als das Käyserthumb an die Teutschen völlig kommen / sonderlich fortgesetzt. Und hat Käyser Heinrich der Erste befolhlen / daß alle Hochzeiten / und dergleichen Zusammenkunfften / wie auch die Märckt / forthin in den Städten gehalten werden; und das allwegen Neune auff dem Lande / so den Acker gebauet / einen tapffern Helden / und Kriegsmann / in einer Stadt / ernehren solten. Und daher vermeynen theils / daß die Geschlechter in vielen Städten kommen / welche in Sachsen / und selbigen Oertern / gemeinlich von den umbligenden Dörffern seyn genannt worden. Es seyn aber gemeldte Städte nicht also zierlich erbauet / und wol bevestiget gewesen / wie hernach geschehen / als hierzu die Krieg / und zu theils auch der Hussiten auß Böheim vielfaltige Einfäll / ursach geben hatten; die folgends in kurtzem also zugenommen / daß man sich hierüber nicht genugsamb hat verwundern können: dazu dann die hin- und wider auffgerichte Schulen / die Gewerb- und Kauffmannschafften / und allerley Handwercke / und Künsten / neben dem guten Lager / viel geholffen. Und hat theils derselbigen nichts anders gemangelt / als / daß sie den Anfang / und Fortgang / neben den sonderbaren Geschichten / so sich bey denselbigen zugetragen / nicht fleissig beschreiben lassen / und etwas darauff gewendet haben; daher dann auch man von vielen eben wenig gewisses finden kan. Zwar hat Sebastianus Munsterus, als der gleichsam den Anfang zu der Städte Beschreibungen gemacht / von Potentaten / Fürsten / Herrn / und Städten / hierzu etwas Hülff bekommen: aber es hat ihme / bey vielen / an mehrerm Bericht ermangelt: Deßwegen sich folgends andere / als / Nicolaus Reusnerus, Abraham Sauer / Matthaeus Dresserus, Adrianus Romanus, P. Bertius, Georgius Braun / und andere / darüber gemacht; deren aller Arbeit hoch zu preisen / weilen sie hiedurch Anleitung geben / den Sachen mehrers nach zu forschen: wiewol theils auch bey ihnen desideriren / daß / auß so viel hundert Städin Teutschland / sie nur die bekandteste beschrieben; auch etliche unter ihnen keine Ordnung gehalten; sondern die Städte in Teutschland / Franckreich / Italien / Hispanien / Engeland / unter einander geworffen / ingleichem etliche Ort etlichmal / in unterschiedlichen theilen / wie besagter Georg Braun / und Frantz Hogenberg /

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Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite I. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_003.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)