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beanspruchen. Ebenso werden die beiden Standbilder, wohl einfache Kriegergestalten, als Herkules und Caesar gedeutet und in dem Bügel oder in der Raupe des Helms, den der geharnischte Krieger trägt, will das Volk eine Maus erkennen und macht das Bild zur Statue des Mausekönigs.

Das von einem dreitheiligen Konsolengebälk abgeschlossene Hauptgeschoss wird in der Mitte von einem giebelgeschmückten Halbgeschoss überragt und zu beiden Seiten über den äusseren Pilasterpaaren je von einem etwas plump ausgebildeten pyramidalen Obelisk bekrönt, der gleich wie die sämmtlichen Giebelskulpturen nicht aus einem Stein gearbeitet, sondern durch Aufmauerung hergestellt ist. Der bildnerische Schmuck der Obeliskvorderseiten besteht oben in einem kleinen von Strahlen umgebenen Haupte, darunter in einem bekrönten Monogramm gebildet aus zwei verschlungenen L und schliesslich in einer Dekoration, die aus Schild und Schwertern sich zusammensetzt. Zu beiden Seiten der Pyramiden mit dem Rücken daran gelehnt, kauern gefesselte, theilweise verstümmelte Gestalten (Germanen?) von etwas unverhältnissmässigen Proportionen. Die zur Maskirung des Daches in der Hauptachse errichtete Attika trägt an den Seiten volutenartige Ansätze, ist durch kurze gedrungene Pilasterpaare mit freier behandelten Palmettenkapitälen gegliedert und soll in dem mittleren Feld innerhalb der Steintafelumrahmung die nicht mehr vorhandene lateinische Inschrift getragen haben:

LIMES ERAM GALLIS, NVNC PONS ET JANVA FIO SI PERGVNT GALLI, NVLLIBI LIMES ERIT.

Den oberen Abschluss bildet ein einfaches Gesims mit Giebel, dessen Tympanon mit dem bekrönten französischen Lilienwappen und kriegerischen Emblemen geschmückt ist und auf dessen Schrägen in gewaltigen Grössenverhältnissen ausgeführte Figuren liegen, nach Rosmann Rhein und Donau in Ketten.

Das Material des ganzen Façadenbaues ist grauschwarzer Basalt (Dolorit) aus den Steinbrüchen am Achkarrer Schlossberg, nur zu den Skulpturen wurde gelber Sandstein verwendet.

Die Architekturformen, ruhig, zweckentsprechend und reich ohne Ueberladung erinnern an Pariser Palastbauten und Entwürfe des 17. Jhs. und stammen sicherlich von einem bedeutenden Meister. Ob Vauban selbst der Schöpfer dieses Thores war, erscheint fraglich, doch nicht unmöglich; jedenfalls ist es nicht, wie angegeben wird, 1654 durch Francois Mansard (1598 bis 1666) erbaut worden, sondern erst nach dessen Tode wohl in den Jahren um 1670 erstanden.

Die Skulpturen verrathen etwas weniger geschulte Hände; während die dem Auge des Beschauers zunächst stehenden als beachtenswerthe Leistungen gelten müssen, werden die oberhalb des Dachgesimses angebrachten figürlichen Darstellungen etwas zu roh und plump in Umriss und Ausführung und waren nicht auf ein Beschauen von solcher Nähe, wie das heute zumeist geschieht, berechnet. In allem ist eben die zu zierlich feiner Ausführung nicht geschulte Hand des Kriegsbaumeisters herauszufühlen, der hier mit ihm eigentlich ferner liegenden Mitteln zu arbeiten gezwungen war, aber gleichwohl durch diesen grossartig monumentalen und doch wieder künstlerisch fein gegliederten Bau eine vorzügliche Wirkung zu erzielen wusste.

MünsterMünster (Tit. S. Stephani Protomart.).

Schreibweisen: ecclesia Brisacho cum ecclesia et filia Hostatt 1139; Cop. Herrgott II 162; decanus de Brisacho 1215; plebanus in Brisaco in decanatu Wasenwiler 1275 Lib. dec.; u. s. f.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)