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Zaunkönig. „Wenn das ist, sagte der Bär, möcht’ ich auch gern seinen königlichen Palast sehen, komm und führ mich hin.“ „Das geht nicht so, wie du meinst, sprach der Wolf, du mußt warten, bis die Frau Königin kommt.“ Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wäre gern nun gleich hintendrein gegangen, aber der Wolf hielt ihn am Ermel und sagte: „nein, du mußt warten bis Herr und Frau Königin wieder fort sind.“ Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und gingen wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin wieder ausgeflogen, er guckte hinein und sah fünf oder sechs Junge, die lagen darin; „ist das der königliche Palast? sagte der Bär, das ist ein elender Palast! ihr seyd auch keine Königskinder, ihr seyd unehrliche Kinder!“ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös und schrien: „nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute, Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.“ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie: „wir essen kein Fliegenbeinchen und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausmacht, ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen und hat uns gescholten.“ Da sagte der alte König: „seyd nur ruhig, das soll ausgemacht werden.“ Flog darauf mit der Frau Königin dem

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)