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Worte Petrarkas über seinen Römerzug fortgelassen, die Biondo, Wimpfeling und Nauklerus boten, wenn er auch sonst den geldsüchtigen und um sein Land besorgten Herrscher kühl genug behandelt. Desto deutlicher wird es, wem seine Sympathien gehören: das sind nächst den Habsburgern auch bei ihm die Staufer.

Während sein Bild Karls des Großen noch auffallend schwach gezeichnet ist, auch die Schilderung Ottos I. noch stark im Annalistischen stecken bleibt, ist bereits die Biographie Barbarossas von bemerkenswerter Einheitlichkeit. Der große Stoff ist sorgfältig zusammengezogen, Dinge wie der Streit um das Magdeburger Erzbistum, die Peutinger ganz übergeht, in ihrer Bedeutung erkannt, der Kaiser, der das Schwert führt, um Frieden zu bringen, „wie sein Name verheißt“, tritt gut hervor. Aber viel bemerkenswerter noch ist seine Biographie Kaiser Friedrichs II. Für diese scheint er sich alles aufgespart zu haben, was ihn bei der Betrachtung der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum bewegt haben mochte. Und da sehen wir ihn durchaus in den Bahnen der Bebel und Coccinius. Nicht leicht in irgendeinem anderen historischen Werk der Zeit, auch nicht bei Aventin, wird man den Konflikt der Päpste mit Friedrich so ganz als das Ergebnis eigensüchtiger Machenschaften geschildert finden. Mit schneidender Ironie spricht Cuspinian von dem „vicarius Christi, ut sese vocat“, von dem heiligen Herzensschrein der Päpste, in dem doch eine Konspiration mit dem Sultan ihren Platz findet; „Die italienischen Schriftsteller berichten“, sagt er bei Erwähnung des Friedens von Ceperano, „der Kaiser habe seine Absolution durch Vermittlung des Deutschordensmeisters um 120000 Unzen, die er in die päpstliche Kasse zahlte, erkauft. Wenn das wahr ist, dann ist der Papst ein teurer Kaufmann, da er die Schlüssel des Lösens umsonst von Christus empfangen hat, ohne ihm Geld zu geben.“ Die Grundlage auch für den Ton seiner Darstellung ist Burkard von Ursperg, aber er hat ihn überall verschärft, und dazu treten die Briefe des Petrus de Vineis, aus denen er alles den Kaiser Rechtfertigende zitiert. Bei diesem „scharfsinnigen Rechtsgelehrten“ ist die wahre Darstellung der Taten Friedrichs zu finden. Die italienischen Schriftsteller aber übertreiben seine Angriffe wie seine Niederlagen, um dem Papste zu schmeicheln. Biondo, Platina, Sabellicus und ihresgleichen können auch schon deshalb die Wahrheit nicht bringen, weil sie mit ihrem feinen Magen die deutschen Annalen, aus denen die rechte Kunde zu holen ist, als unelegant verschmähen. Auch das ist ein interessanter Anklang an die Theorien, die Celtis einst am Wiener