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auch von den vier anderen können wir zeigen, daß sie an dem großen Werke gearbeitet oder doch zu arbeiten versucht haben.

Am wenigsten deutlich wird uns die Tätigkeit Sebastians von Rotenhan.[1] Der kühne und vielgepriesene Schwager Huttens, dem dieser seinen Vadiscus widmete, hat, soweit wir sehen, wenig Proben seines literarischen Wirkens auf die Nachwelt gebracht. Cuspinian weiß[2], daß er mit derselben Hand, mit der er das Schwert gegen die aufständischen Bauern geführt hat, annales et res gestas zu schreiben verstanden habe. Er selbst erwähnt, daß er seine große Meer- und Landreise beschrieben habe, die ihn nach Griechenland und dem heiligen Lande, nach Italien, Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Portugal und Böhmen führte; es war also wohl ebenso sehr eine Bildungsreise als eine Pilgerfahrt. Aber wir haben nichts davon als seine Sinnsprüche, die er in den Sprachen all dieser Länder hat drucken lassen. Ebensowenig etwas von den Quellen, die er nach dem Regino hat edieren wollen; Helmolds Slawenchronik und Widukind sind darunter.[3] Im Zusammenhang mit den Bestrebungen für eine Germania illustrata zeigen ihn zwei Briefe an Aventin. Da erwähnt er, daß er mit der Ausdeutung einiger alter Namen der deutschen Lande beschäftigt sei, aber das kleine Schriftchen, das er darüber drucken ließ[4], ist nichts als eine leere Nomenklatur, zu der uns der Schlüssel fehlt. Das einzig greifbare Ergebnis seiner Bemühung um die deutsche Landeskunde ist eine Karte Frankens, die ob ihrer Trefflichkeit in den großen geographischen Sammelwerken der Zeit immer wieder erscheint.

Mehr können wir von Pirckheimer sagen. Seine Germaniae perbrevis explicatio, die er 1530 erscheinen ließ, sollte sein Beitrag zur Illustratio Germaniae sein.[5] Die Vorrede sprach bescheiden nur von einer Handhabe, die der Verfasser den nach ihm Kommenden bieten wolle, und in der Tat war es nicht mehr. Das Büchlein ist eine Frucht der Ptolemäusstudien Pirckheimers, sein Wert liegt in der systematisch durchgeführten Gleichsetzung antiker Orts-, Fluß- und Gebirgsnamen mit den deutschen der Gegenwart. Über Irenikus, der ja dies, wie so vieles, auch schon versucht hatte, ist Pirckheimer wohl ein gutes Stück hinausgekommen, Rhenanus und Aventin aber hat auch er nicht genug getan.[6] Historisches ist recht wenig in dem Werke und manches davon klingt merkwürdig antiquiert; so etwa, wenn Pirckheimer noch 1530 von dem neulich gefundenen Vellejus spricht und die alten Klagen Bebels über das absichtliche Verschweigen der germanischen Ruhmestaten durch die Römer wiederholt; daß er an


  1. [282] 121) Vgl. über ihn Wegele in ADB. XXIX, 299 und oben S. 114. Über Beziehungen zu Sebastian Brant Ch. Schmidt, Hist. littér. de l’Alsace I, 252.
  2. [282] 122) Austria (Ausgabe von 1610) S. 55.
  3. [282] 123) S. d. Schlußschrift an Capito hinter dem Reginodruck.
  4. [283] 124) Prisci aliquot Germaniae ac vicinorum populi. Erfurt o. J, Doch wohl zu 1531 nach dem Brief an Aventin (WW. VI, 94 f.).
  5. [283] 125) Abdruck in der Goldastschen Ausgabe der Werke S. 94 ff., auch im Schardius redivivus I, 81 ff. Vgl. den Brief Julius Pflugs in den Opp. 258 und den des Cochläus bei Heumann, Documenta 83. Zur Würdigung Weyrauther, Konrad Peutinger und Wilibald Pirckheimer in ihren Beziehungen zur Geographie.
  6. [283] 126) Urteil Aventins an Rhenanus (WW. I, 654) s. d. (1531): Germaniam Pyrchameri legi et dum eam edidit, apud eundem versabar: in multis prodit vir doctissimus neglegentiam suam inertissimis coniecturis, rem alioquin non admodum perspicuam obscuriorem facit, avidior est in carpendo et, ut ab aliis dissentiat, nimis per praeceps ruit. – Dagegen viel günstiger in der Vorrede zur Germania illustrata (WW. VI, 78). – Urteil des Rhenanus im Briefe an Matthias Erb 1543 (Bfwechsel 499): Enimvero te non moveat, quod Pyrkheimerus Argentuariam in ripa Rheni collocat, quippe labitur bonus vir, quemadmodum et nos saepe labimur.