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Aber der Student grinste und sagte achselzuckend: „Das ist Jagd.“ Aber es war mir, wie er grinste, als wäre sein Gesicht schwarz wie das eines menschenfressenden Negers geworden. Schwarz vor Schuld, Scham und Verlegenheit, – so sah ich ihn für einen Augenblick vor meinem inneren Auge.

Über unseren Köpfen waren hier bei der Mauer Stangen auf Backsteinpfeiler gelegt. Sie trugen ein Rebengewirr, durch dessen Laub die Sonne grün leuchtete. Und große Trauben, goldgelbe und dunkelblaue, hingen darin zum Greifen nah.

Trotzdem der italienische Student die Verstimmung deutlich merkte, die sein grauenhafter Jagdsport in unseren deutschen Gemütern anrichtete, bewahrte er seine südlich lässige Höflichkeit und lud uns ein, von den Trauben zu pflücken. Und der Zwerg, der dabei stand, kletterte behend an einem Pfeiler hoch und riß ein paar Trauben ab, die er uns hinreichte.

Mir aber saß noch das Herz im Hals von der Vogelmetzelei, die ich hier gesehen hatte, hier im harmlosen blauen Morgen, den die Wiesenblumen und das Vogelgezirp schmücken sollten, und wo man unter den laubigen Traubengängen

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/332&oldid=- (Version vom 31.7.2018)