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legen. Während sie noch im Zimmer war, klopfte es wieder, und ich hörte die Stimme einer jungen Dame, die draußen mit dem Dienstmädchen sprach. Sie sagte, sie hätte im Hotel in Torbole im Fremdenbuch meinen Namen gelesen, und es war ihr gesagt worden, daß ich nach Limone gezogen sei. Ich erkannte die Stimme einer jungen Bekannten, die ich seit einem Jahre nicht gesehen hatte. Die Neuangekommene wollte, daß ich ihr Limone zeigen sollte.

Ich ließ ihr sagen, daß ich halb im Sterben läge, und sie möchte entweder meinen Tod oder meine Genesung abwarten.

Sie ließ mir darauf zur Antwort geben, daß sie einige Tage im gleichen Gasthaus in Limone wohnen bliebe.

Den Sonnenstich im Kopf, ein Senfpflaster auf dem Rücken, einen Eisumschlag auf der Stirn und einen Herzchock in der Brust, hervorgebracht durch das bevorstehende Wiedersehen mit einem seltsamen, reizend schönen Mädchen, an das ich lange nicht mehr gedacht hatte, – so lag ich auf meinem Bett und mußte mich gedulden, bis die Sonne untergegangen war und in der kühleren Abendluft, bei den weit geöffneten Fenstern, der

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/302&oldid=- (Version vom 31.7.2018)