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der Tischkante stand eine brennende, flackernde Kerze, die in einem Zinnleuchter stak.

Der Laden war ganz kahl. Ich hatte beim Fortgehen vor einer Stunde diesen Fruchtverkäufer noch nicht bemerkt. Es schien mir, als habe er seinen Verkaufsstand eben erst eingerichtet, vielleicht weil er gehört hatte, daß ein Fremder ins Gasthaus eingezogen war, was ihn unternehmungslustig gemacht haben mochte.

Ein paar Schritte weiter bei einem Schuhmacher kauerte jener Zwerg, der vorhin die Weiber geküßt hatte; er glotzte in die beleuchtete Glaskugel des Schusters, bei deren grellem Blendlicht der Meister und seine Gesellen, auf dem Straßenpflaster hockend, arbeiteten.

Die Gassen hinter den beleuchteten Köpfen verschwanden in Gewinkel und Finsternis, manchmal geteilt von kleinen Lichtscheinen, die aus Türen oder Fensterluken auf das Pflaster fielen.

Auf der Mauer beim Gartentor meines Gasthauses hockten zwei andere Zwerge, die mich schweigend und argwöhnisch, wie zwei aneinanderhängende Affen, von der Mauerhöhe herunter beobachteten.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)