und verwilderten Krüppelgestalten entstehen konnten.
Als ich in der Abenddämmerung vor den Ort hinaus unter alte Olivenbäume kam, die dort in verrenkten Stellungen, verkrümmt und verwachsen, in Scharen mit ihrem graunebeligen dünnen Laubwerk in den Bergfeldern stehen, war mir, als seien die Zwerggeschöpfe der Stadt aus jenen ungestalten gespenstigen Olivenstämmen geboren worden.
Als in der Dämmerung ein Esel, auf dem ein Weib und ein Knabe saßen, mit humpelndem Gang in dem unheimlichen Olivenhain, darin sich kein Blatt rührte, auftauchte, schauderte mich, weil ich in diesem zusammengepackten Tier- und Menschenhaufen wieder neue Verkrüppelungen zu sehen glaubte.
Unter dem schleierartigen dünnen Laubgewebe der Oliven, deren Zweige sich nicht wiegen, durch die der blasse Abendhimmel fein zerkritzelt zur Erde sieht, hatte ich das Gefühl, als ob ein Netz von unheimlichen Erregungen – das mich hier in Limone bald umgeben sollte – schon nah über mir hing.
Ich konnte nach kurzer Zeit in dem Hain nicht mehr weitergehen. Das stille Grauen
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/296&oldid=- (Version vom 31.7.2018)