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Auch war es mir wunderbar, jetzt an dem Ort zu sein, von dem nachts das große flammende Schwert des Scheinwerfers auf den See hinausgesendet wurde. Hier im Hafen lagen die kleinen Eisenboote, die die Seewache hatten von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Und ich fühlte mich wohl dabei, daß ich mich nicht mehr zu dem Lichtschein, der mich in Torbole nachts immer aufschauen gemacht und in die Ferne gelockt hatte, hinsehnen mußte. Ich war jetzt dort, wo das nächtliche Feuer geboren wurde.

Der Wirt des Gasthauses, der zugleich Bürgermeister war, hatte ein langes Tiergesicht, und sein Körper war so sonderbar gebaut, daß er, wenn er vor mir stand, aussah, als stünde er bis zu den Knien im Erdboden.

Er war noch jung, einige dreißig Jahre alt, sah aber müde aus wie jene grauen nickenden Esel, die lange schweigen und plötzlich ohrenbetäubende Schreie ausstoßen können. Dieser Mann war aber sonst ein angenehmer, höflicher und sorgsamer Wirt und arbeitete tagsüber in seinem gutgepflegten Garten, in welchem Oleanderbäume, Bambus, Geranienbüsche, Rosen und Myrten zu Seiten eines langen

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/292&oldid=- (Version vom 31.7.2018)