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die sie über der Alltagswelt verbreiten, machen mich fruchtbar. Gewitter stärken mein Herz.

Und unsichtbare Seelengewitter schienen hier in dem stillbrütenden, der Welt unbekannten kleinen Ort auf den Fremden zu lauern. Vom Augenblick an, da ich mich entschloß, durch den Schiffer, der mich hergesegelt, meinen Koffer aus Torbole holen zu lassen und hier in Limone zu bleiben, kam ich mir wie ein gewaltiger Unglücksucher vor. Wie einer, der in eine unterirdische Tropfsteinhöhle eingedrungen ist, die nur wenige vor ihm betreten haben, und die ihn in ein unheimliches Labyrinth lockt.

Zwei Dinge, die ich liebe, waren es, die mich bestimmten, in Limone zu bleiben. Das erste war meine Vorliebe für den Duft von Zitronen und Zitronenblüten, das zweite meine Sehnsucht nach brütender Wärme.

Von diesen beiden Genüssen wurde ich reichlich hier gesättigt. Aber ich erwartete mehr als nur Gefühlsbefriedigungen. Ich weiß, daß aus Hitze und Duft Gebilde im Menschenhirn entstehen, wie aus den verschiedenen Elektrizitäten zweier Wolken die Blitze.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/291&oldid=- (Version vom 31.7.2018)