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Es war in einem Winter, als die Astronomen von Europa einen bisher unbekannt gewesenen kleinen Kometen entdeckt hatten, der kurz nach Sonnenuntergang am Abendhimmel mit bloßen Augen zu sehen sein sollte, später in der Nacht aber hinterm Horizont verschwand.

In jenem Winter sah man täglich um die fünfte Abendstunde die Leute mit Operngläsern in den Händen auf verschiedenen freien Plätzen von Berlin sich zusammenrotten. Und einer versuchte vom andern die Stellung des neuen Kometen zu erfahren. Indessen der Wagenstrom laut und lärmend wie immer auf dem Straßendamm rollte, stockte auf den Bürgersteigen der Verkehr. Die Leute schoben und drängten und standen den Eilenden im Wege, und niemals haben zu gleicher Zeit nachts so viele Augen in den Sternen gesucht als in jenen Winterabenden in der Stunde nach Sonnenuntergang in Berlin und in ganz Europa.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/244&oldid=- (Version vom 31.7.2018)